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Überirdisch:

Fast alle Leitungen, egal ob Gas, Wasser, Fernwärme, Telekommunikation oder

Strom, sind für die Bewohner der Stadt Mühlacker unsichtbar verlegt. Und das ist

auch gut so: Alles ist wunderbar geschützt und kommt dem Stadtbild zugute. Aber

was ist, wenn Arbeiten an diesen Versorgungsadern stattfinden müssen? Wie werden

diese Strukturen der Versorgung punktgenau wiedergefunden?

Um diese Frage zu beantworten, muss zuerst eine ganz an-

dere Frage geklärt werden: „Wo genau auf der Welt befin-

det sich der Mensch augenblicklich?“ Eines der ältesten und

schwerwiegendsten Probleme der Menschheit. An Land kön-

nen sich Vermessungsingenieure bekannter Referenzpunkte

bedienen. Darauf können sie ihre Messungen aufbauen und

sich so von einem Punkt zum nächsten bewegen. Etwas um-

ständlich, aber die Methode funktioniert innerhalb bestimm-

ter Grenzen gut.

GPS als Wegweiser

A

nfang der 1970er Jahre versprach ein neues Projekt den

Durchbruch: GPS – ein satellitenbasiertes System, das mit

Hilfe von 24 exakt ausgerichteten Satelliten dem Anwender

eine genaue Position liefert. Entscheidend für die Definition

von „genau“ ist allerdings der jeweilige Anwendungsbereich.

Für einen Wanderer in der Wüste bedeutet „genau“ unge-

fähr 15 Meter, für ein Schiff in Küstengewässern bedeutet

„genau“ fünf Meter, für einen Vermessungsingenieur be-

deutet „genau“ ein Zentimeter oder weniger. Mit GPS kön-

nen diese Genauigkeiten in all diesen Anwendungsberei-

chen erreicht werden.

Das GPS-System umfasst drei Komponenten: das Raumseg-

ment, also die Satelliten, die die Erde umkreisen; das Kon-

trollsegment, also Stationen entlang des Erdäquators zur

Kontrolle der Satelliten und letztendlich das Nutzersegment.

Letzteres umfasst jeden, der das GPS-Signal empfängt und

verarbeitet.

Die Satelliten umkreisen die Erde mit einer Geschwindigkeit

von 3,9 Kilometer pro Sekunde (oder 14 000 pro Stunde) und

haben eine Umlaufzeit von zwölf Stunden. Die mittlere Entfer-

nung vom Erdmittelpunkt beträgt dabei 26 560 Kilometer, was

bei einem mittleren Erdradius von 6 360 Kilometer zu einer

Bahnhöhe von etwa 20 200 km führt. Umlaufbahnen in die-

ser Höhe werden auch MEO (medium earth orbit) genannt.

Im Vergleich dazu haben geostationäre Satelliten wie die

Meteosat-Satelliten mit 42 300 km eine Umlaufbahn in etwa

der doppelten Entfernung.

Je mehr, desto besser

Mindestens 24 GPS Satelliten werden benötigt, damit mindes-

Benjamin Walz ist

Vermessungstech-

niker bei den Stadt-

werken Mühlacker