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Wasserversorgung
Nachbarschaftshilfe und
„WASSER Marsch“
Man stelle sich vor, in der Nachbargemeinde Ötisheim würde die Wasserversorgung
zusammenbrechen – dann wäre weder guter Rat teuer noch die Feuerwehr für eine
Notversorgung gefordert. Retter in der Not wären die Stadtwerke Mühlacker.
Visionär hatten die Stadtwerke Mühla-
cker und die Gemeindewerke Ötisheim
schon vor Jahren die technischen Vo-
raussetzungen dafür geschaffen, dass
in einem Notfall die beiden Versor-
gungsnetze verbunden werden können.
Dass also die Abnehmer in Ötisheim
aus den Hochbehältern in Mühlacker
wie jenem im Stöckachwald oder dem
Wasserturm mit Wasser versorgt wer-
den könnten.
Dazu wurde seinerzeit die in der Erlen-
bachstraße endende Stichleitung aus
Mühlacker mit jener verbunden, die
220 Meter weiter in der Arnaudstraße
in Erlenbach endete. Und in einem da-
zwischen installierten Schacht wur-
den Schieber und Wasserzähler instal-
liert, um den Rohrnetzverbund im Fall
der Fälle herzustellen. Den Aufwand
von rund 40 000 Euro haben die beiden
Wasserversorger seinerzeit geteilt.
Praxistest
Die Planung am „grünen Tisch“ und
die sicher fachgerechte Ausführung ist
nun die eine Seite – aber funktioniert
das Ganze auch in der Realität? Getes-
tet wurde der Verbund in diesem Früh-
jahr unter realen Bedingungen – und
das mit allseits perfektem Resultat.
Die Netzabläufe der beiden Ötisheimer
Hochbehälter wurden geschlossen und
der Schieber in Erlenbach geöffnet –
und in Ötisheim war von jetzt auf gleich
Wasser aus Mühlacker verfügbar. Da-
bei war kein Druckabfall erkennbar,
wie Frederik Trockel, der zuständige
Abteilungsleiter der Stadtwerke, nach
Stichproben bei zwölf Abnehmern in
Ötisheim konstatierte. Selbst im Fal-
kenweg in der Waldsiedlung, dem
höchstgelegenen Versorgungspunkt in
der Gemeinde, war ausreichend Druck
vorhanden.
Man müsse dies auch vor dem Hinter-
grund sehen, so Trockel, dass im Fall
eines Brandes die Feuerwehr Lösch-
wasser mit ausreichend Druck benöti-
ge. Nach seinen Worten ist ein solcher
Rohrnetzverbund über Versorgungs-
grenzen hinweg „absolut unüblich“.
Schon rein physikalisch gesehen, sei
ein solcher Zusammenschluss nicht so
einfach von A auf B übertragbar. Schon
allein die Wasserdruckverhältnisse in
den unterschiedlichen Leitungssyste-
men müssten vergleichbar sein.
Bei welcher Art von Notfällen wäre ein
solcher Verbund nun von Nutzen? Man
müsse sich etwa einen länger anhalten-
den Stromausfall vorstellen, weshalb
die Hochbehälter nicht mehr mit Was-
ser aus den Ötisheimer Quellen ver-
sorgt werden könnten, so Trockel. Oder
eine Versorgungsleitung zum Hoch-
behälter wäre geborsten und müss-
te aufwendig, vielleicht über Tage hin-
weg, ersetzt werden. In solchen Fällen
würde dann übrigens der Ötishei-
mer Wasserbezug dem dortigen Ver-
sorgungsbetrieb von den Stadtwerken
Mühlacker berechnet. Wofür die Zäh-
ler am Wasserübergabepunkt an der
Markungsgrenze zwischen Mühlacker
und Ötisheim installiert sind.
Bei Erlenbach können die Ötisheimer Ge-
meindewerke im Notfall das Mühlacker
Versorgungsnetz „anzapfen“. Beim Pra-
xistest des Rohrverbunds von links Stefan
Harzheim (im Schacht), Frederik Trockel,
Horst Engelhardt (alle Stadtwerke Mühla-
cker), Ingenieur Rüdiger Haas, der Ötis-
heimer Wassermeister Thomas Michel und
sein Kollege Remo Siebenbaum