

An der Schwelle zum
„UN-RUHESTÄNDLER“
Im Januar feierte er seinen 65. Geburtstag. Sein Abschied von
den Stadtwerken war eigentlich auf Ende Juli terminiert. Weil
aber der Nachfolger erst im September sein Amt antritt, wird
Meeh dem Unternehmen bis dahin noch übergangsweise er-
halten bleiben. Eine der ganz großen Aufgaben in den vergan-
genen 20 Jahren war es, die Stadtwerke als städtisches Toch-
terunternehmen fit für die Zukunft zu machen – zu einer Zeit,
als der große landesweite Energieversorger das Ende der
kommunalen Versorgungsunternehmen propagierte.
David gegen Goliath
Das Ziel dieser Konzerne lautete in den ausgehenden 1990er
Jahren, in der alles auf die Liberalisierung im Energiewesen
hinsteuerte: sich sukzessive die kleinen kommunalen Betriebe
einzuverleiben. Noch bevor diese Entwicklung einsetzte, ge-
hörte Meeh mit rund 30 Kollegen anderer Stadtwerke der Ar-
beitsgemeinschaft der EVS-Strombezieher an, die gegenüber
dem Konzern die Interessen der kommunalen Versorger wahr-
ten. Dort hatte er über mehrere Jahre hinweg den Vorsitz inne.
Gewissermaßen wurzelt in diesem noch eher losen Verbund
die 1999 von Meeh mitinitiierte Südweststrom-Gesellschaft,
die heute für rund 160 Stadt- und Gemeindewerke den Be-
zug von Strom und Gas managt und viele weitere Dienst-
„Es waren 32 Jahre an der Spitze der Stadtwerke, die mich immer wieder vor neue
Herausforderungen stellten“, sagt der scheidende Geschäftsführer Jürgen Meeh.
Aber das liebte er auch an diesem Beruf: stets voll unter Spannung stehen – wie
elektrische Energie.
leistungen erbringt. „Das war die Basis zum wettbewerbs-
fähigen Erhalt unserer wie auch anderer Stadtwerke“, so
Meehs Überzeugung damals, die mittlerweile vollauf be-
stätigt wurde. „Und unsere Wirtschaftlichkeit beweisen wir
seitdem Jahr für Jahr aufs Neue“. So wurde es Meeh über
die drei Jahrzehnte hinweg „nie langweilig“.
Eindrucksvolle Zahlen unterstreichen diese Aussage: Jährlich
überweisen die Stadtwerke ins Stadtsäckel rund 600 000 Euro
Gewinnausschüttung, 400 000 Euro Gewerbesteuer und über-
dies 1,2 Millionen Euro Konzessionsabgabe. Und: Die Lohn-
summe für rund 100 Beschäftigte aus Mühlacker und Umge-
bung beträgt rund 5,3 Millionen. Das unterstreicht die nicht
unwesentliche Wertschöpfung des Unternehmens.
Vita
Seit 1997 ist der bekennende „Ur-Dürrmenzer“ alleiniger Ge-
schäftsführer des Versorgungsunternehmens, zuvor hatte
er in einer Doppelspitze den kaufmännischen Part inne. Vor-
ausgegangen ist eine eher atypische berufliche Laufbahn, die
für den Realschulabgänger 1968 mit einer Kochlehre in ei-
nem Sternerestaurant in Murrhardt begann. Der Gesellenzeit
schlossen sich eine Weiterbildung zum Betriebswirt und ein
Studium zum Diplom-Finanzwirt an. Im Jahr 1980 trat Meeh
in die Dienste der Finanzverwaltung ein und war fünf Jahre
als Betriebsprüfer beim Finanzamt Mühlacker tätig.
Dann ergriff der damals 33-Jährige 1985 die Gelegenheit, sich
für die Nachfolge des damaligen Stadtwerke-Direktors Helmut
Laib zu bewerben. „Meine vielseitig gesammelten Erfahrun-
gen sowohl gewerblicher Art als auch mit betriebswirtschaft-
lichem Hintergrund waren damals sichern von Vorteil“, blickt
Meeh heute zurück. Zwölf Jahre lang bildete er zusammen mit
dem technischen Direktor Dieter Beller bis zu dessen Tod die
Doppelspitze des städtischen Versorgungsunternehmens.
Ohne Übertreibung kann Meeh als überaus innovativer Ener-
giemanager charakterisiert werden, sein Blick zielgerichtet
auf erneuerbare Energien. Das fand beispielsweise erfolgrei-
chen Niederschlag im Engagement für die Biomethananlage
oder die Bürgerenergie-Genossenschaft.
Jürgen Meeh ist verheiratet und hat mit seiner Frau Gabi zwei
erwachsene Töchter. „Ohne die Unterstützung, das Verständ-
nis und den Rückhalt seitens meiner Frau hätte ich bestimmt
vieles nicht erreicht.“
In den Ruhestand verabschiedet hat der Oberbürgermeister
und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Mühlacker, Frank
Schneider, den Geschäftsführer Jürgen Meeh, der 32 Jahre lang
das kommunale Versorgungsunternehmen prägte.
04.
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Abschied